Am 13. März ist es nun bereits ein Jahr her, dass ein
junger Gleitschirmflieger aus Zinal von den warmen Luftströmungen mitgerissen
und ins All befördert wurde. Ein aussergewöhnliches Abenteuer, das kurz vor dem
ersten Lockdown begann. Seine Familie berichtet.
März 2020. Aurélien Epiney, 29, merkt, wie sich der Wind beginnt zu drehen. Um seine letzten Stunden Freiheit vor dem bevorstehenden Teil-Lockdown zu nutzen, will sich der junge Mann aus Zinal einen letzten Gleitschirmflug gönnen. „Aurélien hatte schon immer eine gute Nase“, sagt sein Vater Vincent sichtlich ergriffen. „Ihr werdet sehen, sie werden alles dicht machen, hat er gesagt. Darum wollte er vorher noch einen letzten Ausflug mit seinem Gleitschirm machen.“
Ein Ausflug, der eigentlich nur ein paar Stunden
dauern sollte. Doch diese paar Stunden wurden schnell zu einer Reise ohne absehbares
Ende. „Er schwebt jetzt schon seit einem Jahr in der Stratosphäre herum“, lächelt seine Schwester Eugenie stolz.
Mit Aufwind in die Stratosphäre
Aurélien verliess die Sorebois-Berghütte auf der Suche nach thermischen Aufwinden für den Aufstieg und hatte schnell Glück. „Vielleicht sogar ein bisschen zu viel“, schluchzt Vincent. „Natürlich braucht er thermische Aufwinde, um an Höhe zu gewinnen, aber er hat das Mikroklima des Val d’Anniviers eindeutig unterschätzt. Hier haben wir wirklich Glück mit dem Wetter. “
Schnell an den Rand der Troposphäre katapultiert,
gelangt der junge Gleitschirmflieger in nur wenigen Stunden in die
Stratosphäre. Und hinterlässt dabei kaum Spuren. „Als er schon vor ein paar
Stunden hätte zu Hause sein sollen, habe ich mein Teleskop herausgeholt“, sagt Eugenie. „Ich sah einen kleinen weissen
Punkt, der aber schnell wieder verschwand. Allerdings wurde ich auch von der
Sonne geblendet“, so Eugenie.
Nichts Neues von Aurélien
Fast ein Jahr ist es nun schon her, dass die Familie Epiney vergeblich auf Neuigkeiten von ihrem ältesten Sohn wartet. Das bedeutet aber nicht, dass sich die Familie Sorgen machen muss. „Aurélien ist ein einfallsreicher Kerl. Stratosphäre hin oder her, er bleibt mit beiden Beinen fest auf dem Boden.“